Schweizer Dorf des Jahres 2022
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Sonderausstellung «vom Glück vergessen»

Alphuette

01. April 2023 – 14. Januar 2024

Lokalität
Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch
Veranstaltungsort
Dorfplatz 6
9107, Urnäsch
Veranstalter
Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch
Kontakt
Monika Steingruber

Eine Wanderausstellung des Rätischen Museums Chur – Fremdplatziert, verdingt, entmündigt, in Anstalten versorgt: Bis in die 1970er-Jahre waren in der Schweiz zehntausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen. Viele kamen aus schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Ihre von bürgerlichen Normen abweichende Lebensweise galt als Grund für massive Eingriffe und repressive Massnahmen. Seit einigen Jahren erheben Betroffene verstärkt ihre Stimme. Dass ihnen Unrecht geschah, wird heute offiziell anerkannt. Die Szenografin Karin Bucher aus Trogen hat für die Ausstellung begehbare Raumbilder gänzlich aus Karton entworfen, welche die Besucherinnen und Besucher einladen in die Geschichten dieser Menschen einzutauchen. Hörspiele und Archivdokumente erzählen die Schicksale. Und es wird gefragt: Wie betrifft uns das Geschehene heute? Das Armenhaus und das Waisenhaus Urnäsch – Die Geschichte fürsorgerischer Zwangsmassnahmen ist auch ein Stück Ausserrhoder und Urnäscher Geschichte. Der Regierungsrat liess die Geschichte des «Heimkantons» Appenzell Ausserrhoden aufarbeiten und beteiligte sich 2017 am nationalen Solidaritätsfonds. Anfang 19. Jahrhundert hatten die Ausserrhoder Gemeinden begonnen, Arme nicht mehr mit Unterhaltsbeiträgen zu unterstützen, sondern in speziellen Gebäuden unterzubringen. Urnäsch gründete 1811 ein Armenhaus für die Versorgung seiner mittellosen, physisch und psychisch kranken sowie verwaisten Bürger und Bürgerinnen. Ab 1847 platzierte die Gemeinde die Kinder getrennt von den Erwachsenen im neuen Waisenhaus. Die Ausstellung «Vom Glück vergessen» handelt auch von der Geschichte des Armen- und des Waisenhauses Urnäsch. Zwei Zeitzeugen erzählen aus unterschiedlichen Blickwinkeln von ihrer Kindheit und Jugend in den beiden Häusern. Verdingbueb – Lika Nüssli (*1973) ist in Gossau aufgewachsen. Nach einer Ausbildung zur Textildesignerin in Herisau studierte sie Illustration an der Hochschule für Design + Kunst in Luzern. In der Graphic Novel «Starkes Ding» erzählt sie, inspiriert von der Senntumsmalerei, von den jungen Jahren ihres Vaters Ernst als Verdingbub, von seinem harten Alltag, von Gewalt und vom Überlebenskampf der Toggenburger Bauernfamilien, aber auch von kleinen Glücksmomenten. Nüssli erhält einen Schweizer Literaturpreis 2023 für dieses Werk: «dringlich und mit grosser Sogwirkung», lautet die Würdigung. Speziell für die Ausstellung «Vom Glück vergessen» hat Nüssli im Brauchtumsmuseum eine Installation gestaltet, worauf sie in Bildern aus dem Buch die Geschichte ihres Vaters erzählt. „Starkes Ding“ ist 2022 bei der Edition Moderne erschienen. Gönner dieser Sonderausstellung ist die Appenzeller Kantonalbank. Herzlichen Dank für die grosszügige Unterstützung.