Schweizer Dorf des Jahres 2022
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«Liberement en 3. heemelige Stammtisch»

Auf den zweiten „heemelige Stammtisch“ von Ende Juni, folgte der dritte Stammtisch Ende August. Diesmal fand der Anlass, eingebettet in die Neuzuzügerbegrüssung der Gemeinde Urnäsch, in der Mehrzweckhalle Au statt.

Peter Kürsteiner, Gemeindepräsident von Urnäsch, begrüsste die rund siebzig Neuzuzüger, welche der Einladung des Gemeinderates gefolgt waren. Zuvor war ein Teil der Neuzuzüger auf einem Rundgang im Dorf unterwegs, der andere Teil bei einer Führung durch das Brauchtumsmuseum.

Speziell an diesem Abend war die Integration des „heemelige Stammtisch“ der Arbeitsgruppe NatUrnäsch in die Neuzuzügerbegrüssung. Zusammen mit Vereinsdelegationen, dem Gemeinderat und am Stammtisch interessierten Dorfbewohnerinnen und -Bewohner, war die Mehrzweckhalle bis auf den letzten Platz besetzt. Nach der Eröffnungsrede des Gemeindepräsidenten und dem Apéro, übernahmen die beiden Moderatoren Anna Oertle und Philipp Langenegger die Leitung durch das Abendprogramm. Für musikalische Unterhaltung sorgten die Kappelle Alder und das Saienchörli aus Urnäsch. Als Gäste wurden Hanni Giger, die Mutter des Unspunnen Gewinners 2023, Sämi Giger begrüsst, der bald pensionierte evangelisch-reformierte Pfarrer Markus Grieder von Urnäsch und die in der Saienbrücke wohnhafte Damaris Tobler.

 

NatUrnäsch stellt sich vor

Die beiden Moderatoren stellen die Förderungsmassnahmen der Arbeitsgruppe NatUrnäsch, die nach der Wahl von Urnäsch zum „Schweizer Dorf des Jahres 2022“ gegründet wurde, vor. Passend zu dem erstellten Instagram Account gibt es neu einen Selfie-Rahmen auf dem Dorfplatz. Chläus Hörler von der Arbeitsgruppe präsentiert den von der Spenglerei Sutter gefertigten Rahmen vor. Weiter hat NatUrnäsch die Gelegenheit bekommen, sich im Haus Appenzell in Zürich zu präsentieren. Anna Oertle hat das Schaufenster unter dem Motto „bi ös goht all es Löftli“ gestaltet. Zu sehen darin sind ein «Gässbueb» und ein «Gässmetli» vor dem Dorfplatz Urnäsch, deren „rote Fetze“ im Wind wehen. Ein QR-Code auf einer Wanderwegtafel bringt Neugierige auf die Homepage von Urnäsch, welches gar nicht so weit weg ist von Zürich.

 

„Neus und Gschmäus“

Neuigkeiten aus dem Dorf, kompakt verpackt: Die Blumenpracht auf dem Dorfplatz ist einmal mehr eine Augenweide und damit beliebtes Fotosujet zahlreicher Besucher von Urnäsch.

Die neue Kirchturmbeleuchtung ist installiert worden und stösst in der Bevölkerung auf positives Echo. Dies, nachdem vor längerer Zeit eine Petition gegen die alte, als zu hell empfundene Beleuchtung eingereicht worden ist. Urnäsch gratuliert weiter Fabienne Sara Wehrli welche bei den Weltmeisterschaften im Rhönrad mit dem TV Waldstatt bei den Junioren Bronze im Team-Wettkampf gewonnen hat.

Der soeben präsentierte Selfie-Rahmen wird vorerst auf dem Dorfplatz stehen. Er ist aber mobil und wird in Zukunft auch an anderer Stelle zu finden sein.

 

Hanni Giger

Als ersten Gast an diesem Abend wurde mit Hanni Giger die Mutter des frisch gekürten Unspunnen Siegers Sämi Giger begrüsst. Hanni lebt seit einem Jahr in Urnäsch und hat heuer Chläus Hörler geheiratet. Sie arbeitet Teilzeit als PostAuto-Fahrerin im Thurgau. Hanni ist in Unterbach bei Meiringen zusammen mit vier Brüdern aufgewachsen. Das sei kein Problem gewesen, sie hätten ihr gehorcht, scherzt die Mutter von fünf Kindern, deren Herz sowohl für das Appenzellerland wie auch den Thurgau und das Bernbiet schlägt. Letzteres gerne auf Besuch, der Thurgau und jetzt Urnäsch seien aber ihre Heimat, nicht zuletzt, weil sie sehr gut in ihrer neuen Wohngemeinde aufgenommen wurde. Die Urnäscher seien sehr lieb zu ihr, auch wenn sie mit ihrem Berner Dialekt nicht immer verstanden werde. So sei es auch einem Fahrgast ergangen, der anstatt der Franken 2.90 für den Transport seines Fahrrades wohl Franken 10.90 verstand. Dies empfand er als überrissen und pedalte deshalb nach Hause. Zur Not würde man sich dann auf Hochdeutsch verständigen.

Auf die Frage, was sie in Urnäsch ändern würde, wenn sie einen Tag lang Königin wäre, meinte Hanni Giger, dass Urnäsch für sie genau richtig sei, so wie es ist. Die Traditionen und das Brauchtum seien beeindruckend und das vielfältige Vereinsangebot belebe das Dorf.

 

Die Vereine stellen sich vor

Nach dem ersten Gast stellten sich diverse Vereine von Urnäsch vor. Den Anfang machte der Schützenverein, der seinen Schiessstand in Gonten hat. Die Leistung der Schützinnen und Schützen am letzten Kantonalen überzeugte, alle kamen mit einem Kranz zurück.

Mit dem Turnverein stellte sich der wohl grösste Dorfverein vor. Das Angebot umfasst von MuKi Turnen ab dem dritten Altersjahr bis zu den Senioren alle Altersklassen.

Der vor achtzig Jahren gegründete Verein der Landfrauen wurde in den Kriegsjahren aus der Not heraus mit dem Ziel gegründet, die Selbstversorgung der Frauen auf dem Land zu fördern. Noch heute bieten die Landfrauen Kurse an, organisieren aber auch andere Anlässe. Männer sind ebenfalls willkommen. Ein einzelner Mann ist aktuell auch tatsächlich bereits Mitglied im Landfrauenverein.

Auch das Brauchtumsmuseum ist ein Verein und wird von Chläus Hörler vorgestellt. Es beheimatet das auch heute noch gelebte Brauchtum in und um Urnäsch, Sonder- und Kurzausstellungen werden gezeigt und im November findet wieder das traditionelle Schuppelzauren statt.

Ihm folgen der Kulturverein, der ökumenische Verein und die katholische Frauengemeinschaft.

Käthi Nef vom Musikverein Urnäsch stellt die Dorfmusik vor, welche gerne zu Festen, Kirchlichen Anlässen oder an Umzügen und am Kinderfest aufspielt. Auch eigene Feste wie der Musikbrunch werden vom Musikverein organisiert und durchgeführt.

 

Pfarrer Markus Grieder

Markus Grieder kam 1990 in die Pfarrei nach Urnäsch und hat den einen oder anderen Zuhörer konfirmiert. Damals habe er die Wahl zwischen drei Gemeinden gehabt. Eine davon Urnäsch, von der er anfangs nicht einmal wusste, wo sie ist. Nach einem ersten Besuch in Urnäsch war für ihn aber klar, dass es Urnäsch sein sollte. Der Mix an unterschiedlichen Leuten, die Traditionen und die Bodenständigkeit hätten ihm schon immer gefallen. Aber was würde Pfarrer Grieder ändern, wenn er einen Tag lang König von Urnäsch wäre? Er würde einen Monat lang das Internet abschalten. Er ärgere sich sehr über die wachsende Digitalisierung, welche einher gehe mit weniger Begegnungen zwischen den Menschen. Da gehe etwas Zentrales verloren.

Philipp Langenegger wollte ausserdem wissen, wie man es schaffen könnte, wieder mehr Menschen in die Kirche zu bewegen. Pfarrer Grieder fände es peinlich, wenn in der Kirche Besuchszahlen gemessen würden. Er habe erkannt, dass die Leute nicht weniger spirituell seien als früher. Sie würden nur weniger in die Kirche gehen. Aber darüber mag er nicht klagen. Er sei froh darum, dass die Menschen heute freiwillig kommen und nicht müssen.

Privat ist Markus Grieder viel in Nepal unterwegs und unterstützt dort Familien. Der Moderator möchte von ihm wissen, was wir von deren Mentalität lernen könnten. Der Dorfpfarrer erinnerte sich an einen Morgen in Kathmandu, als sich aus schäbigen Hütten fein säuberlich herausgeputzte und strahlende Kinder auf den Weg zur Schule machten. In der Schweiz haben wir so viel mehr, sind aber – so Markus Grieder – trotzdem nicht glücklicher.

Der Moderator möchte noch wissen, was er als Pfarrer in den vielen Jahren in Urnäsch nie mehr vergessen werde. Das sei natürlich heikel, so Markus Grieder, von wegen Seelsorge. Aber als er seinen Kollegen im Vikariat sagte, dass er nach Urnäsch gehe, habe man ihn gefragt, ob er denn spinne, zu diesen sturen Köpfen! Und es sei einmal vorgekommen, dass er nach einer langen Nacht der Seelsorge am Morgen um fünf Uhr sehr langsam und sehr betrunken nach Hause gefahren sei, einmal, aber werde es nie wieder tun!

 

 

 

Vor dem Servieren des Desserts forderte das Moderationsteam die Anwesenden auf, sie sollen sich ebenfalls Gedanken machen, was sie als Königin resp. König von Urnäsch ändern würden und das auf die ausgeteilten Zettel notieren. Eine Auswahl an Vorschlägen würde am Ende des Abends präsentiert werden.

 

Nach dem Dessert mit musikalischer Begleitung und vor dem letzten Gast des heutigen Stammtischs trat mit Felix Mettler derjenige auf die Bühne, welcher Urnäsch als Dorf des Jahres angemeldet hatte. Auch er ist Mitglied der Arbeitsgruppe NatUrnäsch und ausserdem Neuzuzüger, wenn auch schon seit vier Jahren in Urnäsch. Er schilderte seine Sicht auf Urnäsch, wie er und seine Frau hier hingezogen sind und was ihm besonders gefällt. Er betonte die Vielfalt an kleinen und grossen Läden, Restaurants sowie die diversen Sportvereine und sportlichen Aktivitäten in und um Urnäsch. Auch dass es im Dorf noch einen Arzt gibt, weiss Mettler sehr zu schätzen. Das Leben in Urnäsch sei gemächlicher, netter, bodenständiger und deshalb gesünder. Der Zusammenhalt im Dorf sei grossartig und es fühle sich auch nach vier Jahren jeder Tag noch ein bisschen an wie Ferien. Er schloss seine Rede mit dem Wunsch an die Neuzuzüger, dass sie ebenfalls so viele positive Erfahrungen machen dürften wie er und seine Frau es taten.

 

Damaris Tobler

Als letzten Gast des heutigen Abends begrüsste das Moderatorenteam Damaris Tobler. Sie ist Waldkindergärtnerin und betreibt zusammen mit ihrem Mann in der Saienbrücke die Werkstatt Café Saienbrücke mit einer Polsterei. Das Café ist immer donnerstags zwischen 9 und 12Uhr geöffnet. Ihr Café Saienbrücke wurde 2018 vom Schweizer Heimatschutz zu einem der schönsten fünfzig Cafés der Schweiz ausgezeichnet.

Damaris wurde in Deutschland geboren, wuchs aber die ersten Jahre im Dschungel von Thailand auf, ohne Strom, fliessend Wasser oder Strassen. Als sie sechs Jahre alt war reiste ihre Tante aus der Schweiz nach und unterrichtete sie dort. Für kurze Zeit kam die Familie dann zurück in den Thurgau. Die nächsten Stationen waren Chiang Mai in Thailand, danach Burma und Singapur, wo sie in ein Schweizer Internat ging. Als Damaris Tobler 2016 nach Urnäsch gezogen war, rief sie ganz begeistert ihren Vater an und berichtete ihm, dass es hier viele Ähnlichkeiten zu Asien gibt: Man sagt hoi, spricht über die Verwandtschaft und ist miteinander und füreinander da.

Nach Urnäsch kam die Familie mit den zwei Jungs zufällig. Sie wohnten in Freiburg im Preisgau, starteten dort mit einer Polsterei und suchten nach einer neuen Bleibe, weil die damalige zu klein war. Da die Innenstadt aber zu teuer war, zog es sie nach Strassburg in Frankreich. Die Sprache erwies sich als grösseres Hindernis, da meldeten sich die Schwiegereltern und erzählten vom Haus in der Saienbrücke.

Und auch an Damaris die Frage, was sie als Königin von Urnäsch ändern würde? Sie habe von der Idee von Käthi Nef gehört, die Urnäsch auszubaggern und wieder eine Badi zu eröffnen. Das würde sie sofort unterstützen. Ansonsten finde sie Urnäsch gut so wie es ist. Die Liebe zur Geschichte und die Traditionen sind sehr schön. Manchmal wünschte sie sich aber doch etwas mehr Offenheit für Dinge, die nicht verstanden werden. Aber alles in allem ist es eine tolle Mischung.

Was würdet ihr in Urnäsch ändern

Viele Anregungen, vor allem den Verkehr betreffend wurden eingereicht. So wünschten sich die Urnäscher etwa einen Wander- und Velowege der Urnäsch entlang bis in die Waldstatt, das Entfernen sämtlicher Stacheldrähte, Benimmregeln für Silvester, einen Spiegel bei der Coop Ausfahrt oder die Rückkehr von Christian Oertle als Koch ins Urnäscher Kreuz.

Damit und nach einem kurzen Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen wie Wiesn Gaudi, Ü33 Party, Bauernmarkt und der Wahl der schönsten Urnäscherin an der Viehschau, beendeten die beiden Moderatoren einen sehr gut besuchten und überaus unterhaltsamen Abend.

 

Der nächste Stammtisch

Die Planung für den vierten Stammtisch vom 8. November läuft. Der Austragungsort steht noch nicht fest und wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Wiederum wird das Moderationsteam Anna Oertle und Philipp Langenegger drei spannende Urnäscherinnen und Urnäscher begrüssen, begleitet von musikalischer Unterhaltung.

 

Die Stammtisch-Gespräche werden organisiert durch NatUrnäsch. Ziel der Stammtisch-Gespräche ist die Förderung des Austausches in einer gemütlichen Runde. Der Urnäscher Bevölkerung soll damit etwas zurückgegeben werden. Hinter NatUrnäsch steckt die vom Gemeinderat eingesetzte Arbeitsgruppe Standortförderung, welche sich auf dieses Synonym von Urnäsch geeinigt hat. NatUrnäsch wird gleichgesetzt mit der Urnäscher Natur, dies in Bezug auf den Menschen wie die Landschaft. Die Identifikation mit NatUrnäsch ist daher natürlich naheliegend und selbsterklärend. Was Urnäsch ist und ausmacht, das sind die Menschen, die hier Miteinander im Einklang mit der Natur zusammenleben und sich für eine gesunde Weiterentwicklung von Urnäsch einsetzen. In Urnäsch leben zahlreiche Persönlichkeiten, welche sich speziell für unser Dorf engagieren, Urnäsch verkörpern und entsprechend mithelfen Urnäsch zu dem zu machen, was es ist.

 

Mehr Präsenz

NatUrnäsch präsentiert «Urnäsch – Schweizer Dorf des Jahres 2022» zudem vermehrt in Form von wunderschönen photographischen Impressionen in den Sozialen Medien. Zudem sollen mit dem in loser Folge stattfindenden heemeligen Stammtisch, moderiert von Philipp Langenegger sowie Anna Oertle, vor allem Urnäscherinnen und Urnäscher zu Wort kommen und über ihr Leben und Wirken in Urnäsch berichten.