Schweizer Dorf des Jahres 2022
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Liberement en heemelige Stammtisch

Die Standortförderungsgruppe NatUrnäsch lud am 14. März zum ersten „heemeligen Stammtisch“ im 2024 ein. Der Anlass fand im Restaurant Löwen in Urnäsch statt.

Der erfolgreiche „heemelige Stammtisch“ der aus dem 2022 von Urnäsch gewonnenen Titel zum Schweizer Dorf des Jahres hervorgegangen war, wird auch im 2024 weitergeführt. Die drei Moderatoren Anna Oertle, Philipp Langenegger und Felix Mettler führten durch den Abend. Musikalisch begleiteten Susanne Bolt und Noldi Alder, der gleichzeitig auch Gast an diesem Abend war, den gut besuchten Anlass. Als weitere Gäste wurden Jasmin Frischknecht und Marlen Brülisauer sowie Heidi Frehner begrüsst.

Philipp Langenegger begrüsste die rund fünfzig Zuhörer und gratulierte der Wirtin des Restaurants Löwen, Josy Koster, eine der diesjährigen „Prix Zora“ Gewinnerinnen 2024. Die Auszeichnung wird am Tag der Frau an jeweils fünf Frauen, die der Bevölkerung durch ihr spezielles Wirken im vergangenen Jahr aufgefallen sind, von der Frauenzentrale Appenzellerland verliehen.

„Neus und Gschmäus“

Das Urnäscher Weihnachtsdorf mit Schnee und schön geschmücktem Tannenbaum fand statt. Der schönste aller Bäume war allerdings in der Zürchersmühle bei Chläus Signer zu bestaunen.

Die Bäckerei Gehrig hat neu ein Bäcker-Kaffee eingerichtet welches schon um sechs Uhr morgens Gäste empfängt.

Das Cuculino hat seine neuen Räumlichkeiten beim Bahnhof bezogen.

Gleich dreimal wurde Silvester gefeiert, wobei vor allem der alte Silvester mit traumhaftem Wetter und Schnee Einheimische wie Gäste verzückte.

Rund eine halbe Million Zuschauer verfolgten bei „SRF bi dä Lüüt – Familiesach“ den kleinen Emil Frick, der zum ersten Mal beim Silvesterchlausen mitmachte.

An der Fasnacht mit dem Motto „Ab in den Süden“ waren allerlei wilde Tiere unterwegs.

Das Jodelchörli Urnäsch am Säntis lud zur Unterhaltung ein. Nebst dem Buebechörli traten auch Schuhplattler aus dem Allgäu auf.

Die Kirchenglocken der reformierten Kirche bleiben ab dreiundzwanzig Uhr stumm und läuten erst wieder am Morgen um Sieben.

Das touristische Leuchtturmprojekt Krone mit 95 Betten und Wellnessbereich schreitet voran.

Das Restaurant Ochsen wird derzeit umgebaut, die abenteuerlich aufgestellte Mulde hält.

Beim Handwerkerzentrum am Bahnhof tut sich ebenfalls etwas und der Bahnhof ist fertig umgebaut.

Das Perron in der Zürchersmühle wurde verlängert und erhöht, damit nun in die Appenzellerbahn stufenlos zugestiegen werden kann.

Ein herber Schlag für das Nachtleben in Urnäsch, «de Chrone Chäller» wird geschlossen.

Sowohl das Goofebloch, als auch das Mannebloch, waren dieses Jahr unterwegs. Das Bloch der Mannen wurde vom Zürcher Böögg-Bauer Lukas Meier ersteigert. Das Bloch wird direkt nach dem Zürcher Sechseläuten, zu dem Appenzell Ausserrhoden als Gastkanton eingeladen ist und das Urnäscher Mannebloch mitmacht, vom Weltmeister im Motorsägen zu einem Böögg geformt.

 

Jasmin Frischknecht und Marlen Brülisauer

Die beiden dreizehnjährigen Mädchen besuchen die erste Oberstufe, sind aktiv in der Kindertrachtentanzgruppe Urnäsch und beim Goofebloch dabei. Anna Oertle möchte mehr wissen über das Goofebloch und fragt die beiden, wie viele Goofe denn an dem Bloch beteiligt sind. Es seien zwischen fünfundsechzig und siebzig Kinder, davon rund zwanzig Mädchen am Bloch beteiligt. Ab der vierten Klasse bis zur dritten Sekundarschule könne man teilnehmen. Der Blochzug wird ausserdem von drei Ponys und einem Pferd begleitet. Marlen war dieses Jahr als Waldchrütermetli im Biiwägeli und Jasmin zog als Schülerin am zweiten Stecken das Bloch mit. Die Strecke sei doch sehr lang, meinte Anna Oertle, wie sei denn die Streckenführung. Jasmin und Marlen erklären, dass das Bloch in der Furt bei der Firma Altherr startet und über das Restaurant Schäfli in der Waldstatt bis nach Schönengrund gezogen wird. Im Ochsen gäbe es dann Znüni, bevor es dann weitergeht nach Bächli zum Restaurant Rössli. Dort gäbe es dann Ghackets und Hörnli zum Zmittag. Mit Hilfe eines Traktors wird dann das Bloch bis zum Schönaupass – sprich zur Satledi – hochgezogen, danach geht es runter auf den Dorfplatz. Der Wagenwart bremst dabei den Wagen. Auf die Frage, was ihnen denn am besten gefalle meinten die zwei, dass es schön sei, dass alle miteinander unterwegs seien. Egal ob Bueb oder Metli, mit allen habe man es lustig, es ist einfach eine gute Gruppe. Ihre älteren Geschwister seien auch schon beim Goofebloch dabei gewesen, deshalb seien sie jetzt auch dabei. Ohne Mädchen finde das Bloch nicht statt, obwohl die Buben in der Überzahl sind. Vor dem Blochbär haben die beiden Mädchen keine Angst, auch wenn sie nicht sicher wissen, wer sich unter dem Kostüm versteckt. Bussen wie bei den Mannebloch gebe es bei ihnen keine und schwierig oder anstrengend sei eigentlich nichts, meinen die beiden Schülerinnen selbstbewusst. Wie geschieht denn die Rollenverteilung beim Bloch? Bei der Blochversammlung wird die Liste abgerufen. Dann kann man sagen ob man wieder dieselbe Rolle wie im letzten Jahr ausführen möchte oder nicht. So habe Jasmin vom Kässelibueb zum Blochzug gewechselt. Spass mache aber beides. Anna Oertle fragte die beiden Schülerinnen nach ihrem Berufswunsch. Marlen würde gerne Köchin werden, halt etwas in einer Wirtschaft, und Jasmin interessiert sich für Beck-Konditor, weil sie so gerne backe. Zum Schluss, auf die Frage was die beiden in Urnäsch machen würden, wenn sie einen Tag Königinnen von Urnäsch wären, meinten die beiden, sie würden ein grosses Fest für Jung und Alt mit Musik veranstalten.

 

Hanskoni Frischknecht, der immer noch seinen Blochbart trägt, weil er am 15. April mit dem Mannebloch zum Sechsilüüte nach Zürich fährt, gibt ein Müsterli zum Besten. Die Gastgebertagung des Reka fand diesmal in Urnäsch, im Restaurant Löwen statt. Die angereisten Reka Gastgeber wurden alle persönlich mit Handschlag begrüsst, so wie man es hier noch pflegt. Das und dass plötzlich am Nebentisch eine Gruppe Männer zu Zauern begann, hat die Leute sehr beeindruckt. Das Reka Dorf Urnäsch ist gut ins neue Jahr gestartet. Die Belegung ist 6% höher gegenüber Vorjahr und die positiven Bewertungen sind bei sagenhaften 97,4%.

 

Susanne Bolt und Noldi Alder spielen zur Pause auf. Währenddessen notieren sich die Zuhörer, welche Rolle sie denn beim Bloch übernehmen würden.

 

Noldi Alder

Philipp Langenegger startet das Interview mit Noldi Alder mit der Aufforderung, Noldi solle sich doch selbst beschreiben, wer er ist. Das habe er noch gar nie gemusst. Es habe auch noch nie jemanden interessiert und in der Zürchersmühle werde ohnehin niemand gefragt. Aber er habe immer Ideen gehabt. So habe er zwei Handwerksberufe gelernt, zum einen Mühlebauer bei Bühler, zum anderen Geigenbauer. Seine Geige habe er selbst angefertigt. Das könne jeder mit etwas Begabung. Um das zu unterrichten sei er aber zu weit weg vom Beruf und er bedürfe auch einer entsprechenden Infrastruktur.

Dann habe er Musik studiert und sei in der ganzen Welt herumgekommen. Er habe sich immer gedacht, dass er den Leuten etwas mitgeben möchte. Er wollte eine Reaktion, positiv oder negativ, dann wisse er, dass sie zugehört hätten. Er wollte herausfinden wie die Leute funktionieren, was ehrlich rüberkam und was nicht. Jetzt wolle er aber kürzertreten und sich um seine zwei Königinnen, Frau Susanne und Töchterchen Elisa, kümmern. Im April sei ein letztes grosses Konzert in Andermatt geplant, danach mache er nur noch kleine Sachen.

Philipp Langenegger möchte wissen, wo er denn am liebsten wohnen würde. In Kanada, in einem Blockhaus in der Wildnis. Sie hätten sogar schon Pläne dafür gehabt, sich dann aber doch anders entschieden.

Wenn er einen Tag lang König von Urnäsch wäre, dann würde er mit seinen Königinnen essen gehen, danach seine Krone wieder ablegen und das normale Volk fragen, was ihm denn fehlen würde. Bescheidenheit sei seiner Meinung nach der richtige Weg in die Zukunft. Wir müssten mehr unsere Wurzeln suchen und wären dann auch zufriedener.

Zuletzt möchte der Moderator wissen, was der grösste „Seich“ gewesen war, den Noldi als Bub veranstaltet hat. Noldi lacht und meint, er habe so viel Unfug getrieben, das könne er gar nicht alles erzählen. Eine Geschichte aus der Schule sei aber folgende gewesen. Sie hätten etwas basteln müssen und beim Zusammenräumen hätten alle ihre Scheren zu ihm nach vorne gebracht. Das wollte er nicht und warf die ganzen Scheren wieder zurück in die Klasse. Er habe doch dem Lehrer nur sagen wollen, dass er ein Langweiler sei. Der Bestrafung durch den Lehrer sei er durch die Flucht aus dem Fenster und über das Fallrohr entkommen. Die Geschichte endete allerdings vor dem Schulrat.

 

Gemeindepräsident Peter Kürsteiner verkündet, dass die Eröffnung des Handwerkerzentrums am Bahnhof am 4. April stattfinden wird. Die Gemeinderechnung 2023 sei erfreuliche 600’000 Franken besser abgeschlossen als budgetiert. Leider bleibe aber immer noch ein Minus von 150’000 übrig. Die Gemeinderechnung wird am 24. April in der Mehrzweckhalle Au präsentiert.

 

Chläus Hörler berichtet, dass das Brauchtumsmuseum ab dem 1. April auf Sommerbetrieb umstellt und von Montag bis Sonntag geöffnet ist. Während des Winters wurde ein Musikzimmer eingerichtet, welches der Streichmusik Alder gewidmet ist. Die Eröffnung mit Laudatio und der 4., 5. und 6. Generation Alder findet am Mittwoch 20. März in der reformierten Kirche statt.

 

Heidi Frehner

Als letzten Gast begrüsst Felix Mettler seine Nachbarin Heidi Frehner. Sie ist vor zehn Jahren der Liebe wegen nach Urnäsch gezogen. Ihren Alfred hat sie 2008 auf einer Alp im Glarnerland kennengelernt, gemeinsam führen sie jetzt einen Bauernhof und haben drei Mädchen. Nebst diesen Tätigkeiten ist Heidi auch noch aktiv bei den Landfrauen mit dabei und geht einmal die Woche zur Arbeit ins Büro. Mettler möchte wissen, wie sie das alles unter einen Hut bringt. Alfred kümmere sich hauptsächlich um den Hof und die Kinder seien recht selbständig. Damit kein Termin vergessen geht, gibt es eine gemeinsame Kalender App, ausserdem unterstütze die Schwiegermutter Hanni tatkräftig. Gerade auch dann, wenn Heidi den einen Wochentag in Bilten im Büro arbeite. Das sei für alle eine schöne Abwechslung die ihnen gut tue. Mettler möchte weiterwissen, was denn ihr Traumberuf in der Jugendzeit war. Daran könne sie sich nicht mehr erinnern. Aber auf alle Fälle nicht Bäuerin! Sie sei selber auf einem Hof aufgewachsen und hätte sich darum etwas Anderes gewünscht. Sie bereue es aber nicht, dass sie jetzt einen Hof betreibe. Es gebe sehr viele Vorteile und es sei schön so wie es ist.

Jede zweite Woche begrüssen Frehners Gäste aus dem Reka Feriendorf zur Melkzeit. Die seien vor allem fasziniert davon, dass ihre Kühe im Stall nicht angebunden sind und freiwillig zum Melken in den Stall kommen. Auch dass ihre Kinder barfuss durch den Stall wuseln, sorge immer wieder für staunende Blicke. Dass ihre Kühe keine Hörner tragen muss Alfred ab und an erklären. Der Stier sei drum schon genetisch hornlos und es gebe daher kaum noch Rinder mit Horn von dessen Nachkommen.

Ausser Familie und Freunden gibt es wenig was Heidi am Glarnerland vermisst. Aber die steilen und mächtigen Berge und der Ausblick vom Walensee bis Zürichsee seien schon etwas, was sie vermisse. In der Zwischenzeit wohnt auch Heidis Schwester Rosi im Appenzellerland, in der Waldstatt. Mettler möchte wissen ob das Zufall war oder ob Rosi ihre Schwester vermisst hätte. Ein glücklicher Zufall meint Heidi. Es sei schön, sie in der Nähe zu wissen und Rosi sei es auch leichter gefallen hier Fuss zu fassen.

Alfred ist aktiv im Bloch und als Silvesterchlaus unterwegs. Was denn ihr dieses Brauchtum bedeuten würde, will Mettler wissen. Heidi findet es ein sehr schönes Brauchtum und sie sei stolz, dass ihr Alfred im Mannebloch dabei sein kann, das sei schliesslich nicht jedem gegönnt. Aber auch auf ihre Mädchen sei sie stolz, die schon tapfer als Gäsmetli von der Schwägalp bis nach Urnäsch voran laufen würden.

Aus eigener Erfahrung weiss Felix Mettler, dass der Ablauf beim Silvesterchlausen gelernt sein will und möchte darum von Heidi Frehner wissen, wie viele Anläufe sie gebraucht hat, bis ihr klar war, wann der Wein ausgeschenkt wird. Zum Glück seien Hanni und Albert an ihrem ersten Silvester da gewesen und so konnte sie es sich von ihnen zeigen lassen.

Angenommen, sie würde jetzt mit der Familie zurück ins Glarnerland ziehen, was würde sie an Urnäsch vermissen? Diese Frage stelle sich eigentlich gar nicht, meint Heidi Frehner. Sie fühle sich so wohl hier, ein Wegzug komme nicht in Frage.

Welche drei Sachen oder Orte würde Heidi einem Gast aus dem Glarnerland zeigen wollen? Natürlich ihren Betrieb mit dem neuen Laufstall, darauf sei sie stolz. Und die Gäste würde sie entweder zu Silvester oder der Zeit des Öberefahrens einladen. Und was würde Heidi als Königin von Urnäsch machen? Steuern erlassen und ein Fest feiern. Aber eigentlich wolle sie gar nicht Königin sein, Urnäsch sei gut wie es ist.

Was das Glarnerland besser mache als Urnäsch will Mettler zum Schluss noch wissen. Eigentlich nichts, ausser dass sie die schönere Aussicht haben. Dafür können die Urnäscher tolle Feste feiern bis in die frühen Morgenstunden. Das gefalle ihr sehr.

 

Anna Oertle hat die von den Zuhörern ausgefüllten Zettel mit deren gewünschten Rolle im Bloch sortiert und verkündet das Resultat. Ein Bloch würde wohl besetzt werden können, wenn auch etwas gar viele Teilnehmenden lieber mitfahren als ziehen möchten.

Felix Mettler verabschiedet die Gäste und Zuhörer. Der nächste „heemelige Stammtisch“ findet am 6. Juni im Berggasthaus Osteregg statt.

Den Abschluss des Abends machten Susanne Bolt und Noldi Alder mit einer weiteren musikalischen Einlage.