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Urstamm – Holz spielt eine Schlüsselrolle
Daniel Wäger ist der Bauherr des Pilotprojektes von Urstamm. Er sagt: «Wir können unseren Kindern zeigen, woher das verwendete Holz stammt und ihnen so den nachwachsen den Rohstoff näherbringen. Natürlich werden wir mit der Familie die Holzschläge im Wald besuchen und mitverfolgen, wie junge Bäume wieder nachwachsen.» Die lückenlose Rückverfolgbarkeit von Holz liegt dem Mitgründer von Urstamm,Pascal Inauen, am Herzen.
Welche Beziehung haben Sie zu Holz? Pascal Inauen: Obwohl ich vom Beruf her «ken Hölzige» bin, habe ich einen engen Bezug zu Holz. Schon als Kind war ich gerne und viel mit meinem Grossvater im Wald unterwegs. Noch heute bewege ich mich in meiner Freizeit wenn immer möglich in der Natur und den umliegenden Wäldern. Die Beziehung zum Holz hat sich in den letzten zwei Jahren durch die enge Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb und den weiteren Branchenteilnehmern in eine Begeisterung und Faszination für den Rohstoff Holz entwickelt.
Welche Rolle spielt Holz beim Thema Klima? Meines Erachtens spielen der Wald und das Holz im Zuge der aktuellen Klima- und Nachhaltigkeitsdiskussion eine Schlüsselrolle. Der Rohstoff Holz stellt dabei ein wichtiges Element zur Erreichung der gesetzten Netto Null-Ziele dar. Aus diesem Grund setze auch ich mich für die stoffliche Nutzung und Förderung von regionalem Schweizer Holz ein.
Wieso der Name Urstamm? Urstamm setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen. Einerseits «Ur» für Ursprung, da wir den Baum vom Ursprung im Wald über die weiteren Verarbeitungsstufen verfolgen. Ausserdem steht «Ur» für Urnäsch, wo Urstamm seinen Ursprung hat. Und natürlich aus «stamm», was vom Holzstamm hergeleitet ist.
Wie kam es zum Start-up? Die Entstehungsgeschichte von Urstamm hat seinen Ursprung in Urnäsch, wo im November 2019 ein Bevölkerungsanlass unter dem Motto «Gemeinsam in die Zukunft» in einem Workshop die Idee eines digitalen Herkunftsnachweises für Mondholz entstanden ist.
So kam auch die Blockchain Technologie mit ins Spiel? Ja. Nach diesem Anlass unterhielten sich Alexander Plaschy, Betriebsleiter und Förster des Forstbetriebs am Säntis, und Jakob Gülünay, CEO der Blockchain Trust Solution AG – BCTS, über die Blockchain-Technologie und deren Möglichkeiten. Es dauerte nicht lange und Alexander Plaschy hatte bereits die erste Anwendungsmöglichkeit im Kopf, denn bis heute gibt es keinen verlässlichen Nachweis, woher das geschlagene Mondholz stammt, sei es die Herkunft des Holzes oder auch der Zeitpunkt des Schlages. In der Forstwirtschaft basiert vieles auf Vertrauen. Genau dieses Vertrauen könnte digitalisiert und gestärkt werden. Kurz darauf wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Urnäsch und dem Förster des Forstbetriebs am Säntis ein erster funktionierender Pilot entwickelt.
Urstamm sollte also beweisen, dass Mondholz auch Mondholz ist? Genau. Und damit die Lösung zur Marktreife weiterentwickelt werden konnte, wurde im August 2021 das Start-up Urstamm gegründet. Die ursprüngliche Idee war es zu beweisen, dass das Mondphasenholz tatsächlich während der bestimmten Mondphase geschlagen wurde.
Was ist der Unterschied zu dem, was sie als Datumsholz bezeichnen? Mit dem Datumsholz von Urstamm gehen wir noch einen Schritt weiter. Neben dem Fällzeitpunkt halten wir auch den genauen Standort fest. Damit können wir einerseits belegen, dass der geschlagene Baum aus der Schweiz kommt, und andererseits exakt zeigen, in welchem Waldstück der Baum gestanden hat und aus welcher Region dieser stammt. Zudem machen wir die Daten der gesamten Lieferkette digital verfügbar. Einen solchen digitalen Herkunftsnachweis für Holz gibt es meines Wissens nicht.
Die detaillierte Rückverfolgbarkeit entspricht einem Kundenbedürfnis? Ja, eindeutig. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten möchten genau und verlässlich wissen, woher ihre gekauften Produkte stammen und wie sie verarbeitet worden sind. Dies gilt nicht nur für Kaffee oder Kleider, sondern immer mehr auch für das Holz. Wir haben bereits Anfragen von Bauherren, die eine transparente Rückverfolgbarkeitihres Holzes wünschen. Im Rahmen von zwei Pilotprojekten haben wir das Holz und dessen Lieferkette von zwei Einfamilienhäusern verfolgt. Das erste Pilotprojekt konnten wir kürzlich abschliessen und der Bauherrschaft ihr Herkunftszertifikat überreichen.
Was ist der Vorteil für den Hausbesitzer? Als einen zentralen Mehrwert sehen die Eigenheimbesitzer des Pilotprojekts, den langfristigen Wiederverkaufswert eines Gebäudes zu sichern. Ausserdem sind neben der Architektur, dem Ausbaustandard oder der Energieeffizienz immer mehr Differenzierungsmerkmale gefordert. Mit Urstamm kann nun auch die Nachhaltigkeit nachvollziehbar belegt werden.
Funktioniert die App auch ohne Internet? Sehr gute Frage! Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb und das Begleiten der Forstarbeiter im Wald ist mir das natürlich nicht entgangen. Im dichten Wald und den abgelegenen Gebieten gibt es tatsächlich wenig bis gar kein Internetempfang. Aus diesem Grund können die notwendigen Arbeiten im Wald mit unserer App im Offline-Modus erledigt werden. Sobald der Nutzer wieder Internet hat oder zurück im Büro ist, werden die Daten synchronisiert und auf die Datenbank hochgeladen.
Wie ist der konkrete Ablauf? Im Zuge der nachhaltigen Waldwirtschaft werden die zu schlagende Bäume vom Förster ausgewählt. Diese Bäume werden von den Forstarbeitern gefällt oder geringelt und zu diesem Zeitpunkt mit unserer Applikation zusammen mit einem Bild aufgenommen. Damit wird nicht nur der Standort, sondern auch der Zeitpunkt des Schlages festgehalten. Im Anschluss dazu erhält jeder Baum eine individuelle Nummer, die in der Applikation gespeichert und auf dem Stamm markiert wird. Diese Informationen werden dann direkt in der App an die Sägerei übermittelt, damit diese bei der Lieferung jeden einzelnen Stamm identifizieren kann. GPS hat ja eine gewisse Toleranz, wenn es nicht militärisch genutzt wird.
Können Sie Datumsholz punktgenau bestimmen? Für die GPS-Genauigkeit nutzen wir unterschiedliche Optimierungen. Damit erreichen wir mit gängigen Smartphones eine Genauigkeit von wenigen Metern. Es geht nicht darum,Millimeter genau zeigen zu können, wo der Baum gestanden hat, sondern wichtiger ist die Region innerhalb eines bestimmten Umkreises.
Wie war die Reaktion in den Branchen? Die Branche hat sehr positiv auf unsere Lösung reagiert. Viele in der Branche zeigen Interesse, da sie immer mehr damit konfrontiert sind, dass ihre Kunden wissen wollen, woher das verwendete Holz stammt. Ausserdem ist zu erwähnen, dass Urstamm eine Initiative aus der Branche für die Branche ist. Zum Gründerteam gehören Branchenteilnehmer, die auch massgebend an der Entwicklung beteiligt waren. Dies sind der Forstbetrieb am Säntis, die Sägewerk Brühwiler AG, die Nägeli AG Holz- und Innenausbau sowie die Brädäx Blockbauzimmerei.
Hilft künstliche Intelligenz? KI setzen wir aktuell nicht ein. Was wir einsetzen, ist die Blockchain-Technologie. Hier setzen wir auf eine moderne, energiearme und klimaneutrale Schweizer Blockchain-Lösung. Dank der Blockchain können wir die Fälschungssicherheit garantieren und so einen nachverfolgbaren Herkunftsnachweis von nachhaltigem, regionalem Holz sicherstellen.
Gibt es auch Projekte in der Ostschweiz? Ja das gibt es. Wir sind mit Bauherren aus der Ostschweiz in Kontakt. Zudem durften wir in Appenzell ein weiteres Pilotprojekt durchführen. Dieses Einfamilienhaus steht kurz vor der Fertigstellung.